Michael Braun

Mein IT Weblog

Anmerkung zu Bill Gates anläßlich seines letzten Arbeitstages bei Microsoft

Bill Gates hat sich nun aus dem operativen Geschäft bei Microsoft verabschiedet und will sich nur noch seiner Stiftung widmen. Dieses will ich zum Anlaß nehmen meine persönliche Bilanz über sein Wirken zu ziehen. Mit Produkten der Firma Microsoft arbeite ich nunmehr sowohl beruflich als auch privat schon seit gut 20 Jahren. Es begann während meines Studiums mit einem 80286 mit MS-DOS 3.3. Sicherlich waren schon damals andere Systeme wie Atari ST oder Commodore Amiga leistungsfähiger, allerdings hatte sich schon zu diesem Zeitpunkt der PC als Standard etabliert. Dieses war aber nicht nur der Leistung von Bill Gates und Microsoft zu verdanken, sondern vielmehr der Entscheidung IBM den PC modular aus auch für andere Hersteller frei verfügbaren Komponenten zusammenzubauen und der Tatsache, dass IBM das Betriebssystem nicht exklusiv für sich lizensierte, was aufgrund der damaligen Marktmacht der IBM durchaus möglich gewesen wäre. Somit war es für andere Hersteller möglich, preisgünstige kompatible Rechner zum IBM-PC zu bauen und diese mit dem gleichen Betriebssytem zu versehen. Da IBM im Bereich der mittleren Datentechnik und der Großrechner Marktführer war, war auch die Anbindung an diese Systeme möglich, was für die Industrie erhebliche Vorteile brachte, da dadurch die teuren Zentralrechner entlastet werden konnten und die bis dato dummen Terminals durch intelligente PC-Systeme ersetzt werden konnte. Bestimmte Arbeiten konnten dadurch vom Zentralrechner auf die PCs verlagert werden. Sogenannte Killerapplikationen für die PCs waren Textverarbeitungsprogramme, die die bisherigen Schreibmaschinen und Textverarbeitungssysteme ablösten, und besonders Tabellenkalkulationsprogramme. Tabellenkalkulationsprogramme kamen erst mit den ersten PCs auf und waren mächtige Werkzeuge, die dem PC in der Wirtschaft erst zum Durchbruch verhalfen. Sie schufen dem Nutzer, Möglichkeiten, über die er bis dahin nicht verfügte. IBM musste auf den Erfolg des Apple II, der wohl der erste echte PC war, reagieren und ein eigenes Produkt in diesem neu entstandenen Markt schaffen. Da IBM aufgrund seiner damaligen schwerfälligen Struktur nicht in der Lage war, ein solches Produkt selbst in angemessener Zeit zu entwickeln, wurde ein Computer kreiert, dass komplett aus Komponenten anderer Hersteller hergestellt werden konnte. Dabei war zusätzlich zu berücksichtigen, dass es für jede Komponente mindestens 2 Hersteller geben musste, um jederzeit Alternativen zu haben, falls ein Hersteller entweder nicht liefern konnte oder aber zu viel Geld haben wollte. Das Microsoft den Zuschlag für die Lieferung des Betriebssystems erhielt, war ein glücklicher Zufall für Microsoft. Bei IBM glaubte man, dass Microsoft aufgrund der Tatsache, dass sie auch eine Erweiterungskarte für den Apple lieferten, die entsprechende Kompetenz in diesem Bereich hatte. Gates verwies IBM zwar damals an den tatsächlichen Entwickler von CP/M Gary Kildell. Da die IBM Manager diesen aber bei ihrem Besuch nicht antraf, und dessen Frau die Vertraulichkeitserklärung von IBM auf Anraten ihres Anwalts nicht unterschreiben wollte, bekam dann Microsoft den Zuschlag, obwohl Microsoft über keinerlei Erfahrung in dieser Beziehung verfügte. Gates kaufte das Betriebssystem kurzerhand von einer anderen Firma auf, für einen Bruchteil des Betrages, den sie selbst von IBM erhielten und vermarktete dieses dann als MS-DOS. Da der PC aufgrund der standardisierten Komponenten und des frei verfügbaren (aber nicht kostenlosen) Betriebssytem von vielen Herstellern günstig produziert werden konnte, wodurch die Preise schnell sanken, setzte er sich gegen die Konkurrenzprodukte insbesondere von Commodore, Atari und Apple durch. Auch bürgte der Name IBM für Qualität, auch wenn diese nicht unbedingt gegeben war. PCs waren leichter und billiger zu erweitern als die Konkurrenzprodukte, da man nicht von einem Hersteller abhängig war. Diese günstige Konstellation ermöglichte Microsoft den Aufstieg.
Auch später lief Microsoft immer wieder dem Markt hinterher. Windows war erst aber der Version 3 halbwegs brauchbar, während es zu diesem Zeitpunkt mit GEM auf dem PC oder dem Macintosh von Apple schon wesentlich früher brauchbare grafische Benutzeroberflächen gab. Auch im Bereich der Textverarbeitung und der Tabellenkalkulation gelang es Microsoft schließlich die Marktführer zu verdrängen. Nicht zuletzt bei der Umstellung auf Windows hatte Microsoft hier aufgrund der Tatsache, dass sie durch den Informationsvorsprung als Hersteller von Windows hatten, einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Konkurrenten wurden in vielfältiger Hinsicht behindert.
So ließ sich Windows nicht unter DR-DOS installieren, da Windows bei der Installation die DOS Version abfragte und die Installation abbrach, wenn kein MS-DOS installiert war. Microsoft Produkte liefen unter Windows besser als Konkurrenzprodukte, da man bei Microsoft die geheimen Schnittstellen kannte.
Ende der 80er hatte Microsoft zusammen mit IBM begonnen einen DOS Nachfolger mit grafischer Oberfläche zu entwickeln. 1991 stieg Microsoft allerdings aus der gemeinsamen Entwicklung aus, um sich auf ihr eigenes Betriebssystem Windows zu konzentrieren. IBM brachte schließlich das Betriebssystem OS/2 allein auf den Markt. Allerdings konnte es sich aus verschiedenen Gründen nicht durchsetzen. Letztendlich war Microsoft inzwischen schon zu stark geworden. Auch unterstützen andere Softwarehersteller IBM nicht ausreichend.
Auch das Aufkommen des Internets verschlief Microsoft zunächst. Die Technologie dazu wurde schließlich von Spyglass lizensiert und der Internet Explorer darauf aufgebaut. Der Internet Explorer wurde ab Windows 98 untrennbar in das System integriert, so dass der normalen Anwender keinen Browser mehr extra installieren brauchte. Da der Internet Explorer zudem kostenlos und schließlich auch technologisch gleichwertig war, eroberte er schließlich die Marktführerschaft. Nachdem die Konkurrenz - vor allem Netscape - schließlich eliminiert war, da sich für diese die Entwicklung nicht mehr rechnete, wurde mit dem Erscheinen des Internet Explorers 6 im Oktober 2001 schließlich das Entwicklerteam für den Browser aufgelöst und die Weiterentwicklung gestoppt. Lediglich Sicherheitslücken wurden noch gestopft. Nachdem der Quellcode des Netscape Navigators als OpenSource freigegeben wurde, entwickelte Mozilla daraus zunächst die Mozilla Suite und dann später den Mozilla Firefox. Firefox wurde zunehmend erfolgreicher aufgrund der Sicherheitslücken des Internet Explorers und der größeren Leistungsfähigkeit und Neuerungen wie z.B. Tabbed Browsing aber auch die Möglichkeit den Browser durch Plugins zu erweitern. Daher war Microsoft gezwungen eine neue Version des Internet Explorers herauszubringen. Mit dem Internet Explorer 7 gelang es Microsoft leistungsmäßig wieder an die Konkurrenzprodukte heranzukommen. Allerdings ist Microsoft inzwischen mit Mozilla ein mächtiger Konkurrent bei den Browsern herangewachsen, der weil er von den Open-Source-Gemeinde getragen wird, wohl nicht mehr vom Markt verdrängt werden kann. Bereits 2004 sah sich Microsoft für Windows XP ein Service Pack 2 herauszugeben, welches eine sehr starke Erweiterung des ursprünglichen Betriebssystem war und daher schon fast als eine neue Version angesehen werden kann. Dieses Service Pack war nicht zuletzt aufgrund gravierender Sicherheitsmängel erforderlich geworden.
Anfang 2007 brachte Microsoft schließlich Vista heraus. Allerdings steht dieses aufgrund von Inkompatibilitäten und seines hohen Ressourcenverbrauch nach wie vor in der Kritik. Insbesondere Unternehmen zögern mit der Einführung von Vista. Praktisch zeitgleich mit Bill Gates ausscheiden endet auch der Verkauf von Windows XP. Allerdings musste Microsoft hier schon teilweise einen Rückzieher machen, da beginnend mit dem EEE-PC und auch mit dem neuen ATOM Prozessor von Intel eine neue PC-Klasse entstanden ist, für die Vista überdimensioniert ist.
Was lässt sich zusammengefasst sagen: Microsoft hat aufgrund eines glücklichen Zufall die Chance erhalten zunächst mit MS-DOS einen Industriestandard zu setzen. Der Großauftrag von IBM und die offene Architektur des IBM-PC machten dieses möglich. Diese Gelegenheit hat Microsoft dann entschlossen genutzt und mit teilweise fragwürdigen Methoden seine Konkurrenten ausgeschaltet. Seine starke Stellung im Betriebssystembereich, die damit verbundenen hohen Gewinne und die Insiderkenntnisse ermöglichten es Microsoft später auch im Officebereich die Marktführerschaft zu erlangen. Obwohl Microsoft sich offiziell über sogenannte Raubkopien beklagte, wurde es stillschweigend akzeptiert, was den Aufstieg durchaus förderte. Erst mit Windows XP begann Microsoft mit technischen Maßnahmen gegen Raubkopien. Zu diesem Zeitpunkt war die Marktmacht von Microsoft allerdings schon so groß, dass ein Großteil der Rechner ohnehin mit vorinstalliertem Windows ausgeliefert wurde. Damit hielt sich die Verärgerung des Nutzers über diese Methoden in Grenzen.
Allerdings sind in den letzten Jahren Microsoft neue mächtige Konkurrenten erwachsen, die nicht so ohne weiteres vom Markt verdrängt werden können, da sie von einer breiten Entwicklergemeinde einerseits und großen Hardwareherstellern wie z.B. IBM und Sun getragen werden. Mit Open Source Software ist ein neues Geschäftsmodell entstanden, das Microsoft langfristig gefährlich werden kann. Im Betriebssytembereich wird Linux immer mehr zum ernsthaften Konkurrenten. Als Server-Betriebssystem hat Linux im Internetbereich seit langem eine überragende Stellung. Aber auch bei den klassischen Unternehmensservern zeichnet sich eine Aufteilung des Marktes auf Linux und Microsoft Windows Server ab. Klassische Serverbetriebssysteme wie Unix und Novell Netware verlieren dagegen zunehmend an Bedeutung. Im Bereich der embedded Software ist hingegen Linux aufgrund seiner enormen Flexibilität fast unschlagbar. Im Desktop Bereich dagegen ist Linux bisher noch unterrepräsentiert. Allerdings hat sich auch in diesem Bereich in den letzten Jahren viel getan. Programme wie OpenOffice, Mozilla Firefox und Mozilla Thunderbird sind echte Alternative zu den entsprechenden Microsoft Produkten. Für viele wichtige Anwendungsbereiche kann inzwischen ein Linux PC genau so gut eingesetzt werden wie ein Windows PC. Letztendlich kann dieses für die Zukunft nur positives hoffen lassen. Schon beim Internet Explorer hat man gesehen, wohin es führt, wenn Microsoft keinen ernsthaften Konkurrenten mehr hat.
Zum Abschluss meine persönlichen Bewertung der Microsoft Betriebssysteme
MS-DOS 2.11 war das erste halbwegs brauchbare Betriebssystem
MS-DOS 3.2 erlaubte den Zugriff auf 3,5" Disketten allerdings nur mit 720 KB
MS-DOS 3.3 erlaubte den Zugriff auf 3,5" Disketten mit 1,44 MB,
MS-DOS 4.01 erlaubte zwar den Zugriff auf Festplatte mit mehr 32 MB, gefiel mir allerdings sonst nicht besonders
MS-DOS 5.0 enthielt die DOS Shell und erlaubte die Taskumschaltung, was ein großer Vorteil war, da hier erstmals mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen konnte. Bis dahin musste eine Anwendung erst beendet werden, bevor eine andere benutzt werden konnte. Gerade im betrieblichen Umfeld, wo häufiger zwischen verschiedenen Anwendungen wechseln musste (z.B. zwischen Textverarbeitung und Warenwirtschaft) brachte dies eine erhebliche Erleichterung
MS-DOS 6.0 erlaubte die Nutzung von CD-ROM Laufwerken
MS-DOS 6.22 die letzte eigenständige MS-DOS Version. Insbesondere die Datenkompression auf der Festplatte war angesichts der damals noch geringen Festplattenkapazitäten ein großer Vorteil.
Windows 1 war nicht besonders brauchbar, nicht zuletzt aufgrund fehlender Anwendungen
Windows 2.03 war zwar einigermaßen brauchbar, aber trotzdem verzichtbar, da die meisten Anwendungen nach wie vor unter DOS liefen. Der Ausdruck meinem Nadeldrucker war quälend langsam und fürchterlich laut.
Windows 3.1 die letzte Version von Windows, die noch ein eigenständiges DOS erforderte. Allerdings das Windows, das Windows den Durchbruch brachte. Es konnten mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen. Während unter DOS noch jedes Programm seinen eigenen Druckertreiber benötigte, hatte Windows eine zentrale Ressourcenverwaltung
Windows 95 brachte eine völlig neue Oberfläche, die im großen und ganzen bis heute unverändert blieb. Erstmals wirkte Windows für den Normalanwender wie ein komplettes Betriebssystem und nicht nur wie eine grafische Betriebssystemerweiterung für DOS. Gleichwohl war es eigentlich DOS 7 mit Windows 4.
Windows NT war die Firmenversion. Allerdings gab es insbesondere mit älteren DOS Anwendungen kleine Probleme. Es brachte erstmals eine echte Benutzerverwaltung mit. Allerdings war diese Version nicht besonders für das Internet geeignet. Auch die USB Schnittstelle wurde noch nicht unterstützt. Es war auch das erste Windows welches nicht mehr auf DOS basierte.
Windows 98/SE war eine deutlich verbesserte Version von Windows 95 und brachte erstmals die USB Unterstützung mit
Windows ME war eine Version über die man besser nicht redet. Ich habe sie nie eingesetzt.
Windows 2000 ist bis heute wohl eine der besten Windows Versionen. Es ist der Nachfolger von Windows NT. Obwohl Windows 2000 offiziell bereits 18 Monate später durch Windows XP Pro abgelöst wurde, hielt es sich in Unternehmen recht lange. Da es noch bis 2010 mit Sicherheitsupdate unterstützt wird. ist es in vielen Unternehmen durchaus noch aktuell. Es war auch das letzte Windows, welches ohne Zwangsregistrierung auskam. Bis heute ist Windows 2000 für die meisten Anforderungen ausreichend.
Windows XP hob die Trennung der Entwicklung in die Windows NT/2000 Schiene und die Windows 9x/ME Schiene auf. Damit verabschiedete Microsoft sich endgültig von DOS. Allerdings brauchte es insbesondere im Unternehmensbereich lange, um sich durchzusetzen. Hinzu kam mit Windows XP die lästige Zwangsaktivierung. Bei umfangreichen Umbauten muss die Lizenz erneut aktiviert werden. Da Windows XP gegenüber Windows 2000 keine großen Verbesserungen bietet, gibt es auch für Firmen kaum Gründe von Windows 2000 auf XP umzustellen. Aufgrund der großen Sicherheitsprobleme mit Windows XP musste Microsoft 2004 mit dem Service Pack 2 gewaltig nachbessern und brachte etliche neue Funktionen. Windows XP mit Service Pack 2 wird entwicklungstechnisch von Microsoft wie eine neue Version behandelt. Wenn der Support für XP 2014 ausläuft, wird es das Betriebssytem sein, welches von Microsoft am längsten supportet wurde.
Windows Vista brachte eine völlig überarbeitete Oberfläche mit sich. Es ist auch das erste Windows, welches einen Internet Zugang zwingend voraussetzt. Außerdem hat Vista gegenüber XP einen erheblich höheren Ressourcenverbrauch. Für die neue Geräteklasse der preisgünstigen Subnotebooks wie den EEE-PC oder den MSI-Wind ist Vista daher ungeeignet. Für künftige Versionen muss Microsoft das Betriebssystem erheblich abspecken und weniger ressourcenhungrig machen. Einige größere Firmen haben bereits angekündigt Vista zu überspringen. Mit Vista steht meiner Ansicht Microsoft an einem Wendepunkt.

Nachtrag zu meinen DSL Problemen

Zwischenzeitlich habe ich die Online-Rechnung für den letzten Monat erhalten. Der Einzelverbindungsnachweis für meinen DSL Zugang war insgesamt 74 Seiten lang. Da kann man nur froh sein, dass diese Rechnung nicht per Post gekommen ist.